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Ethik der Verletzlichkeit

Experten diskutierten beim Ethiktag am Klinikum Bamberg

„Wie weit gehen wir mit medizinischen Maßnahmen? Ab welchem Punkt sollten Therapieversuche begrenzt werden? Wie begegnen wir dem Wunsch einer Patientin, die sich mit dem Wunsch trägt, so krank und schwach nicht mehr leben zu wollen?“ - Solche und ähnliche Fragestellungen gehören zum Alltag von Dr. Birgit Strehler-Wurch, Palliativmedizinerin und Leiterin der klinischen Ethikberatung am Klinikum Bamberg. 

Ethik nimmt in der medizinischen und pflegerischen Versorgung eine wichtige Rolle ein. Aus diesem Grund fand am Klinikum Bamberg ein Ethiktag organisiert vom Klinischen Ethikkomitee rund um Dr. med. Rumo D. Leistner statt. Den Impulsvortrag zum Thema „Für eine Ethik der Verletzlichkeit“ hielt Prof. Dr. Giovanni Maio, Philosoph, Arzt und Inhaber des Lehrstuhls für Ethik in der Medizin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion wurde die Bedeutung der Ethik im medizinisch und pflegerischen Alltag von Xaver Frauenknecht, Vorsitzender des Vorstandes der Sozialstiftung Bamberg, Markus Brune, Oberarzt der Medizinischen Klinik I, Loni Meyer, Vertreterin der Katholischen Klinikseelsorge, Lena Moch, Stationsleitung der Intensivstation I2 am Klinikum Bamberg und Dr. Birgit Strehler-Wurch konkretisiert.

Dabei zeigte sich, dass ethische Fragestellungen in vielen Bereichen allgegenwärtig sind, so auch im Bereich der Intensivmedizin, wie Stationsleiterin Lena Moch bestätigt: „Die Beschäftigung mit dem Thema Ethik ist für die Arbeit auf einer Intensivstation von großer Relevanz, um im Rahmen der größtmöglichen Selbstbestimmung der Patienten die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten.“ Außerdem spiele die Auseinandersetzung mit ethischen Belangen auch eine wichtige Rolle für die Zusammenarbeit im interdisziplinären Team und für die Professionalisierung.

Aus Sicht der Klinikseelsorge drücke sich Ethik allein schon durch eine gewisse Grundhaltung aus, mit der Loni Meyer und ihre Kollegen den Menschen begegnen: „Die ethische Grundhaltung ist gekennzeichnet von Offenheit, Wertschätzung, Zuhören, Da-Sein, Begleiten und Zeit haben. Der Patient steht im Vordergrund, wird in seiner Selbstbestimmung gestärkt, indem er entscheidet, was gerade wichtig ist. Der ganze Mensch wird in den Blick genommen und respektiert mit all seiner Verletzlichkeit und seinen Lebenserfahrungen,“ betont Loni Meyer.

Den Menschen als Ganzes in den Mittelpunkt aller Überlegungen stellen, größtmögliche Selbstbestimmung des Patienten ermöglichen und Ethik als eine Art Grundhaltung leben, wurden von den Teilnehmern als wichtige Ansatzpunkte einer Ethik im medizinischen und pflegerischen Alltag festgehalten.